Die Grünen und die CDU hatten einen gemeinsamen Antrag formuliert, mit dem heute am 21.03.2023 der Ratsbeschluss für die Planung des interkommunalen Bads vom 9.11.2021 aufgehoben werden sollte. Im Antrag heißt es: „Der Bürgerentscheid zur Sanierung des Freibads sowie die massiven Preissteigerungen im Bausektor haben deutliche Auswirkungen auf die Haushaltslage der Gemeinde. Unter diesen Umständen zusätzlich ein interkommunales Bad zu planen ist im Sinne der Bürgerinnen und Bürger und hier insbesondere zukünftiger Generationen nicht zu verantworten.“ Beide Parteien möchten aber die Möglichkeit einer interkommunalen Zusammenarbeit im Bäderbetrieb weiter verfolgen.
Zuletzt hatten sich SPD, FDP, NWG und CWG weiterhin für die Planung des interkommunalen Bads auf dem Brimges-Gelände ausgesprochen, obwohl immer noch keinerlei Förderung in Sicht ist und die jährlichen Kosten für beide Bäder für die Gemeinde Niederkrüchten über 800.000 € liegen würden. Die hohen jährlichen Kosten wurden immer als Argument genannt, warum sich die Gemeinde kein zusätzliches Freibad leisten könne.
In der heutigen Ratssitzung wies Anja Degenhardt von den Grünen darauf hin: „Wir haben das Geld nicht, und hier einen Schlussstrich zu ziehen, gebietet sowohl die Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern als auch die Fairness gegenüber Brüggen.“ Johannes Wahlenberg von der CDU betonte, dass das interkommunale Bad ursprünglich eine Herzensangelegenheit der CDU sei, aber beides könne man sich nicht leisten: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.“ Wilhelm Mankau von der SPD wies hinsichtlich des Freibads auf die enorme Belastung des kommunalen Haushalts hin. Lars Gumbel von der FDP sprach hinsichtlich des Freibads von „Lokalromantik“ und ergänzte, wenn mehr direkte Demokratie gewünscht sei, müssten die Entscheidungsträger die Konsequenzen tragen.
Karl-Heinz Wassong ist sich seiner besonderen Verantwortung als Bürgermeister bewusst. Im Beisein von Brüggens Bürgermeister Frank Gellen sagte er: „Ich bin im Zwang, weil ich einen Eid geschworen habe, den finanziellen Schaden abzuwenden.“ Es tue ihm in der Seele weh, aber er müsse so abstimmen. Beide Bürgermeister hatten vor über fünf Jahren die Idee für ein interkommunales Hallenbad auf dem alten Brimges-Ziegeleigelände. Kurz darauf wurden das Freibad Niederkrüchten und das Lehrschwimmbecken in Bracht geschlossen.
Am Ende stand es in geheimer Abstimmung 17 gegen 17. Der Antrag von Grünen und CDU hatte keine Mehrheit und wurde abgelehnt. Ein Ratsmitglied von der CDU konnte nicht an der Ratssitzung teilnehmen.
Das interkommunale Schwimmbad bleibt damit weiterhin auf der politischen Agenda. Der Schlingerkurs geht nach fünf Jahren erst einmal weiter.
Aus Sicht des Teams „Rettet das Freibad Niederkrüchten“ heißt es nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid vom 21.8.22 „Freibad first“. Zuerst muss der eindeutige Bürgerwille umgesetzt und das Freibad saniert werden. Die zugesagte Förderung des Bundes in Höhe von 2,86 Millionen Euro senkt die bisher veranschlagten Investitionskosten für das „besonders förderwürdige Projekt“ erheblich.
Wenn sich die Haushaltslage wieder verbessert oder eine Förderung für ein Hallenbad in Sicht ist, könnte die Gemeinde über ein schlankes und funktionales Hallenbad nachdenken, welches auch gemeindeübergreifend genutzt werden kann. Idealerweise am Standort Am Kamp. Aber es sollte keine Denkverbote geben: Möglich wäre auch eine Erweiterung des Hallenbads in Brüggen. An den Kosten könnte sich auch die Gemeinde Niederkrüchten in Form von Nutzungsentgelten beteiligen, die auch eine Beteiligung an den Neu-Investitionen berücksichtigen. Auch könnte über die Nutzung einer Traglufthalle über dem Freibad nachgedacht werden. Bei modernen Installationen liegt der Energieverbrauch teilweise unter dem von alten Hallenbädern.
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